03.07.2018

„In der ‚Digital Governance‘ beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Digitalisierung sich auf organisatorische und rechtliche Belange auswirkt und wie diese Veränderungen selbst wieder auf digitale Technologien einwirken. Daran knüpft sich der Anspruch, Informationstechnologien bewusst anzuwenden und einzusetzen, um Innovations- und Transformationsprozesse anzustoßen“, erklärt Dr. Günther Kainz, Programmkoordinator im Lehrgang Management und IT. Im gleichnamigen Fach ‚Digital Governance‘ eigneten sich im vergangenen Studienjahr 57 Studierende Kompetenzen zur Gestaltung der digitalen Transformation an und zeigten in ihren Seminararbeiten, dass sie es verstehen, die erworbenen Digitalisierungskompetenzen in Kooperation mit Unternehmen anzuwenden.

Dazu schlugen die Studierenden 17 Unternehmen für eine Zusammenarbeit vor, darunter Global Player wie Audi und C&A, aber auch bekannte Unternehmen wie Manner oder die Vienna Insurance Group sowie viele andere etablierte KMUs aus Österreich und Deutschland. Ein besonderer Anreiz für die Unternehmen ist die durchgehend hohe Qualität der Ergebnisse, die ihnen zur Weiterverwendung zur Verfügung stehen.

Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis

Im Rahmen eines Kick-Off-Workshops gingen die Forschungsgruppen daran, erste Leitfragen zu formulieren. Daran anknüpfend wurden Stärken und Schwächen der betreffenden Organisationen analysiert sowie Entwicklungspotentiale und Risiken identifiziert. Basierend auf diesen Analysen entwickelten die Studierenden passende Digitalisierungsstrategien und konkrete Handlungsempfehlungen. Begleitet wurde dieser zwei Semester lange Arbeitsprozess von einem engagierten Lehrteam bestehend aus ExpertInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft und dem kritischen Feedback der übrigen Forschungsgruppen.

Am 26. Juni 2018 wurden die finalen Seminararbeiten vorgestellt. Die positiven Eindrücke aus dem „Boost-Camp“ im März haben sich in vollem Umfang bestätigt: Innovations-Experte und Lehrbeauftragter Mag. Michael Dell zeigte sich genauso wie Dr. Günther Kainz begeistert von der gelungenen Umsetzung theoretischer Grundlagen in praxisrelevante Anwendungen: „Das Projektfach ist ein Herzstück des Kerncurriculums im Lehrgang und steht für einen konsequenten Wissenstransfer zwischen Lehre und Praxis: Unsere Studierenden bringen Inputs aus ihrer beruflichen Praxis mit. Diese Herausforderungen werden mit wissenschaftlichen Methoden bearbeitet und fließen dann wieder zurück in die Praxis“, so Kainz.

Pay-per-Use LKW Reifen bis Chatbots für Versicherung

Nicht nur das Niveau der einzelnen Projekte, sondern auch die Bandbreite der unterschiedlichen Themenstellungen und Anwendungsszenarien wusste zu imponieren. Diese reichte von Prozessoptimierung, über Design Thinking bis hin zur Entwicklung völlig neuartiger Geschäftsmodelle. Eine Forschungsgruppe entwickelte in Kooperation mit Kraiburg Austria ein Pay-per-Use Geschäftsmodell für LKW-Reifen basierend auf den technologischen Fortschritten im Bereich der Verschleiß-Sensorik. Eine andere Gruppe ging der Frage nach, wie das Architekturbüro H&K Planungsgesellschaft den Schritt zum digitalen Dienstleister vollziehen kann.

Auch im Bereich der Prozessoptimierung warteten die Studierenden mit originellen Ansätzen auf: So könnten zukünftig Datenbrillen bei der Zellstoff Pöls AG dabei helfen, personenbezogenes Fach- in Unternehmenswissen umzuwandeln und somit den Verlust von Knowhow im Falle eines Generationenwechsels zu minimieren. Für Audi lotete die Forschungsgruppe die Potentiale des Einsatzes eines fahrerlosen Transportsystems in der Fertigung aus. Andere Gruppen erarbeiteten spannende Lösungen für Click & Collect Prozesse bei C&A, Data-Mining in der Personalvermittlung des AMS, Digitales Tracking von Chargen bei Agrana sowie für den Einsatz von Chatbots bei der Kundenbetreuung der Vienna Insurance Group.

Mit und von den Studierenden lernen

Lernprozesse blieben im Rahmen des Lehrgangs und des Projektfachs nicht nur den Studierenden vorbehalten: Die Studierenden bringen jahrelange Berufserfahrung und Spezialwissen mit, von dem auch die Lehrenden profitieren. Gerade in Kombination mit Lernstrategien wie Case-Based-Studying schafft das eine Situation, in der die Rollenaufteilung Lehrende-Lernende in den Hintergrund tritt und gemeinsam auf Augenhöhe diskutiert und von und miteinander gelernt wird.

Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit den PartnerInnen aus der Wirtschaft ist das Lehrforschungsprojekt ‚Digital Governance‘ besonders instruktiv für das Lehrteam: „Für uns als Lehrende ist es natürlich sehr spannend, Einblick in die Praxis unterschiedlichster Unternehmen zu bekommen und zu sehen wie sie auf die Digitalisierung reagieren, Transformationsprozesse umsetzen und wo sie dabei jeweils stehen“, so Kainz. Dieser Input fließe auch in die beständige Weiterentwicklung des Lehrplans ein.

Vor allem aber auch die teilnehmenden Unternehmen konnten bereits während des Studiums von der Expertise der zukünftigen Führungskräfte profitieren. Die hohe Kooperationsbereitschaft der PartnerInnen aus der Wirtschaft zeigt zudem, dass die Lehrgänge des Departments für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung hohes Ansehen genießen und als relevant wahrgenommen werden: Denn mit dem Voranschreiten der Digitalisierung steigt der Stellenwert von ExpertInnen in Führungspositionen, die kompetent an den Schnittstellen von Technologie und Management agieren können.

Zum Anfang der Seite