03.07.2018

Was hat Sie an die Donau-Uni Krems geführt?

Vor gut zehn Jahren saß ich auf einem Panel in Berlin zum Thema Open Government. Dabei hatte ich mit Peter Parycek einen so produktiven Disput zum Thema Regierungs- und Verwaltungshandeln, dass wir nachher noch bei einem Drink weiterdebattiert haben. Ein bisschen später hat er mich dann überzeugt, doch mal die lange Fahrt nach Krems anzutreten. Ich war dann auch sofort sehr entzückt von der Campus Atmosphäre und dem studentischen Leben, aber auch von der Form des Unterrichtens und des gemeinsamen Nachdenkens, die man hier pflegt. Natürlich hat mir auch die wunderschöne Kulturlandschaft mit den zahllosen Weingärten sehr imponiert. Ich muss gestehen, ich habe meinen letzten Besuch in Krems auch dazu genutzt, bei Nigl ein paar Kisten zu kaufen.

Was macht den Reiz aus, an der Donau-Universität zu arbeiten und zu unterrichten?

Die Digitalisierung erlaubt uns neue Formen von Zusammenarbeit, ermöglicht neue Produkte und Services – kurz gesagt: ein völlig anderes Nachdenken darüber, wie man Dinge organisieren und machen kann. Was mich interessiert, sind Fragen nach Strategie und Leadership in Zeiten, in denen sich Institutionen radikal verändern: Welche Management-Strategien greifen in so einer Welt und wie führt man? Der besondere Reiz am Lehrgang MIT zu unterrichten, ist eben der Kontakt mit Menschen, die bereits Führungsverantwortung wahrnehmen, und diese auf den nächsten Level zu bringen. Gerade auf den höheren Führungsebenen findet man nach wie vor nur wenige Digital Natives.

Universitätslehrgang Professional MSc

Wie erleben Sie selbst die Digitalisierung?

Mir ist es wichtig zu betonen, dass die Digitalisierung natürlich ein menschen-gemachter Prozess ist, selbst wenn dieser sich im Moment als unausweichlich darstellt. Aber alles was menschen-gemacht ist, kann verändert und gestaltet werden. Die Digitalisierung ist eine Entwicklung, die uns immer wieder erstaunt: In den späten 90er Jahren glaubten wir, wir hätten das Internet so halbwegs verstanden. Da hat man auch bereits über E-Commerce nachgedacht. Dann kam Mitte der 2000er Jahre das Web 2.0 und später Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Robotik bis hin zum Internet der Dinge. Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung überraschend bleiben wird und ich finde es ganz wichtig, sich mit einer fast kindlichen Neugierde mit ihr zu beschäftigen. In diesem Kontext kommt Lehrgängen wie dem MIT eine besondere Bedeutung zu: Die Digitalisierung konfrontiert uns immer wieder mit neuen Situationslogiken und wir müssen von Neuem lernen, die Welt zu sehen, um darin gestalterisch tätig werden zu können.

Was fasziniert Sie an dieser Entwicklung?

Ich interessiere mich seit jeher für die großen Transformationen. Mein Studium der internationalen Politik stand ganz im Zeichen des Endes des Kalten Krieges. Mit dieser Weltordnung ist auch eine Art zu denken zusammengebrochen. Zugleich gehöre ich zur ersten Generation von Digital Natives: Ich war bereits vor meinem 18. Geburtstag online - in einer Zeit, die von Technologien wie Usenet oder Gopher und Mailboxen geprägt war – digitale Steinzeit quasi. Was mich interessiert ist, wie diese Technologien die Welt verändern. Dabei war ich aber immer mehr der Theoretiker als der Praktiker. Schon damals habe ich meinen Freunden lieber beim Zocken zugesehen, als selber zu spielen. Mich hat viel mehr fasziniert, wie sie mit diesem Programm interagieren und welche Praktiken sie entwickeln.

Was können die Studierenden von Ihnen erwarten? Was zeichnet Ihren Unterrichtsstil aus?

Ich habe selbst die Harvard Business School und die Harvard Kennedy School durchlaufen und bin darum auch großer Verfechter von Case-Based-Studying. Ich glaube, ein solches sokratisches Frage- und Antwortspiel eignet sich besonders dafür, ein gemeinsames Nachdenken, Diskutieren und Theorien-Entwickeln anzuregen und so gemeinsam ein höheres Erkenntnisniveau zu erreichen. Idealerweise sind meine Kurse daher Fallanalysen, allerdings besteht auch manchmal die Gefahr, dass ich ins Dozieren hineinkippe, was dann schon mal eine Stunde dauern kann. Da das Feedback auf diese Attacken leider recht gut ist, werde ich von Seiten der Lernenden auch nicht dazu gezwungen, das komplett einzustellen. Von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet, fühlt sich Lernen durch gemeinsame Wissensgenerierung für mich allerdings richtiger an.

Welche Erwartungen knüpfen Sie an Ihr Engagement in Krems?

Wir sind gerade dabei, den "MBA Digital Corporate Governance" neu aufzustellen. Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, die Ausbildung auf das allerhöchste Niveau zu heben und hier ein international führendes Senior-Executive Training zu etablieren. Daneben freue ich mich natürlich auch noch auf die wissenschaftliche Arbeit mit den Kollegen. Mein Ziel ist es, dass wir unsere Erfahrungen und Forschungsanstrengungen in zumindest einer Publikation bündeln, um uns dem Spannungsverhältnis von Strategie, Leadership und Digitalisierung innovativ zu nähern.

Was sind Ihre persönlichen Highlights in oder an Krems?

Ich freue mich immer auf die Diskussionen mit Peter, den anderen KollegInnen und den Studierenden. Es ist aber auch immer wieder schön nach Krems zu kommen und abends bei einem Sommerspritzer im 2Stein richtig anzukommen. Allerdings mit Maßen, denn morgens eine Runde durch die Weinberge zu joggen ist mindestens genauso schön, wenn ich auch bisher nicht allzu oft dazu gekommen bin. Was ich auch sehr empfehlen kann, ist Stand-Up-Paddling auf der Donau. Angeblich gibt es auch eine Welle, auf der man surfen kann. Allerdings nur, wenn eines der großen Schiffe vorbeikommt. Das ist mir aber noch nicht gelungen.

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