12.06.2018

Kronberger.jpg   Dominik Kronberger: Studieren auf Augenhöhe

Die Digitalisierung verändert das Umfeld und Tagesgeschäft vieler Unternehmen. Dominik Kronberger, IT-Projektmanager bei DXC Technology, hat sich dafür frische Impulse bei seinem Studium an der Donau-Universität Krems geholt. Warum das eine komplett andere Erfahrung als bei seinem Erststudium war, erklärt er im Interview.

Warum haben Sie sich für Krems entschieden?
Mit dem Gedanken, eine akademische Ausbildung abzuschließen, spiele ich schon länger. Ich habe in den 1990er Jahren Wirtschaftsinformatik studiert, nebenbei zu arbeiten begonnen und das Studium dann nicht mehr fertiggemacht. Ich bin jetzt schon lange Zeit in verschiedenen Projekten bei einem Kunden tätig. Dabei habe ich bemerkt, der Beratungsaspekt geht allmählich verloren und ich erfülle „nur“ mehr eine Linienfunktion. Das war für mich ein sicheres Anzeichen, dass ich etwas machen muss, um wieder eine andere Perspektive zu bekommen. Ich habe dann nach einem Lehrgang gesucht, der sowohl Technik- als auch Management-Aspekte behandelt. Schließlich bin ich bei der Infoveranstaltung in Krems gelandet und habe die Gelegenheit genutzt, mir einen Vortrag von Prof. Nikolaus Forgó anzuhören. Als der vorbei war, habe ich begeistert meine Frau angerufen und ihr gesagt, dass ich den Lehrgang machen werde.

Welche Erfahrungen haben Sie im Lehrgang gesammelt?
Mir ist vor allem bewusst geworden, dass ich mit 19 noch nicht wirklich reif für eine akademische Ausbildung war, selbst wenn das mit dem Lernen früher schon noch einfacher war. Einerseits ist man Mitte Vierzig einfach an einem anderen Punkt in seinem Leben, andererseits ist es auch eine ganz andere Art zu studieren. Als Student an der Uni, gerade wenn man noch jung ist, fühlt man sich schnell und recht einseitig als Bittsteller. In Krems war das ein Studieren auf Augenhöhe, wo jeder seine Erfahrungen mit- und einbringt. Es war auch ein gelungener Mix von Vortragenden aus Wissenschaft und wirtschaftlicher Praxis. Inhaltlich hat es meine Erwartungen erfüllt und es war insgesamt einfach ein sehr positives Erlebnis. Der Folder des Lehrgangs war kein „Marketing Gag“, ich habe das bekommen, wofür ich bezahlt habe.

Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Das Seminar von Prof. Forgó war auch während des Studiums ein Highlight. Da war der Seminarraum schon fast eine Stunde vor Seminarbeginn gut gefüllt, weil viele Studierende die „Hausübung“ gemeinsam erledigen wollten. Das war eher unüblich, zeigt aber, wie motiviert viele der Studierenden waren. Ansonsten hat mir persönlich das Projektfach „Digital Governance“ sehr gut getan. Das war eine tolle Vorbereitung auf die Masterarbeit, vor allem für jene, die schon länger vom akademischen Arbeiten weg sind. Viele haben das Fach zwar sehr kritisch beurteilt, weil der Aufwand wirklich hoch war. Aber ich bin nicht an die Donau-Universität gekommen, um mir einen Titel „abzuholen“. Ich bin 44 Jahre alt, im Beruf habe ich erreicht, was ich erreichen wollte. In Krems wollte ich mich vor allem persönlich weiterentwickeln. Aufwand war für mich darum nicht der Maßstab.

Wie organisiert man das Studium am besten?
Natürlich muss man das Studium auch mit Familie und Job vereinbaren können. Ich bin meinem Unternehmen sehr dankbar, dass es mich unterstützt hat und ich eine Bildungsteilzeit in Anspruch nehmen konnte. Das kann ich wirklich jedem nur empfehlen. Mein Kunde und auch meine Kolleginnen und Kollegen haben sich aber darauf einstellen müssen, dass ich nicht mehr rund 50 Stunden in der Woche verfügbar bin. Jetzt sind es drei Tage die Woche, zwei sind für die Masterarbeit reserviert.

Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Masterarbeit?
Ich wollte ursprünglich über Digitalisierung im österreichischen Schienenverkehr schreiben. Da sich kürzlich aber eine neue Chance bzw. Herausforderung in meinem Unternehmen ergeben hat, habe ich das Thema noch einmal geändert und werde mich nun mit der Digitalisierung im österreichischen Gesundheitswesen beschäftigen. Im Moment bin ich gerade noch dabei, das Thema zu präzisieren und bearbeitbar zu machen. Gerade in diesem Umfeld gibt es aktuell viele spannende Entwicklungen. Es war aber sehr hilfreich, dass der Themenwechsel beim Lehrgang organisatorisch so rasch und einfach über die Bühne ging.

Wie hat sich Ihre berufliche Situation mit dem Studium verändert?
Durch mein Studium sehe ich die Welt wieder mit „wacheren“ Augen. Viele Themen, von den betriebswirtschaftlichen Grundlagen bis hin zu den technologischen Veränderungen, sind unmittelbar relevant für meine berufliche Praxis und haben dazu geführt, dass ich viele Prozesse und „Lösungen“, die sich über die Jahre „eingeschliffen“ haben, kritisch hinterfrage. Das hat anfangs nicht jedem gefallen, aber mittlerweile hat der eine oder andere darin einen Mehrwert erkannt. Das hat natürlich auch für unseren Kunden Veränderungen mit sich gebracht und gleichzeitig auch eine neue Form des Dialogs ermöglicht.

Hätten Sie vielleicht noch einen Tipp für angehende Studierende?
Ein berufsbegleitendes Studium ist zeitintensiv. Da stellt sich oft die Frage, wie man diese bestmöglich nutzen kann. Statt Musik höre ich jetzt überwiegend „schlaue Bücher“ und bin zu einem begeisterten Hörbuchhörer geworden. Überwiegend ist das englischsprachige Fachliteratur, der kann man auch beim Laufen oder am Ergometer leichter folgen als der deutschsprachigen. Ich habe damit eine neue Art zu lernen entdeckt und riesig davon profitiert.

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