Neue Technologien revolutionieren auch Organisationen und deren Organisationsformen. Die momentanen Innovationen sind deshalb besonders disruptiv, weil sie von außen in die bestehenden Organisationen eindringen und mit dem herkömmlichen, an den meisten Universitäten verwendeten, New Public Management kaum mehr gesteuert werden können. Auch wenn viele Universitäten noch an diesem Modell und seiner Umsetzung mit Hilfe von SAP festhalten, wird immer stärker sichtbar, dass eine Steuerung über diese Instrumente in Zukunft kaum mehr möglich sein wird.
Von Seiten der Wirtschaft sind keine neuen Ansätze im Organisationsbereich sichtbar, die – wie das New-Public-Management - von den Universitäten übernommen werden könnten. Das wäre die Chance der Universitäten mit einer innovativen Organisationsreform ihr Verhältnis zu Wirtschaft, Staat/Politik und Gesellschaft neu zu ordnen. Vor allem könnte damit aber ihre gesellschaftliche Stellung gestärkt und neu definiert werden. Es wäre auch die Chance, neue Steuerungsmodelle auszuprobieren, die dann umgekehrt von der Wirtschaft und der Politik übernommen werden könnten. Das erfordert allerdings einen entschiedenen Gestaltungswillen von den bestehenden Universitätsleitungen, selbst solche universitätsgerechte Managementansätze zu entwickeln.
Es braucht ein System, das wesentlich mehr Flexibilität bietet, kreative und innovative Freiräume für jede und jeden ermöglicht, das auf Empowerment, auf kombinatorische Innovation, auf open Data und open Innovation, auf Co-Creation, Co-Evolution und kollektiver Intelligenz aufbaut. Mit einer dezentralen und subsidiären Arbeitsteilung könnten effizientere Governance-Strukturen geschaffen werden: eine Form von subsidiärer Governance.
Das Prinzip der Kontrolle wäre sehr leicht durch bessere Koordination zu ersetzen. Hier wären alle Formen der Vernetzung bestens geeignet den zur Zeit überbordenden Kontrollwahn mit riesigen Datenmengen zu stoppen. Auch alle Ansätze, die aus dem Bereich der „Commons“ kommen, würden eine moderne Form der autonom agierenden institutionellen Organisation Universität ermöglichen.
Das würde dem Trend entsprechen, dass Transparenz und Partizipation gegenüber mehr oder minder geschlossenen Systemen der Entscheidungsvorbereitung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Zudem vernetzt sich die Wissensproduktion der Universitäten mit jener der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Kontextes in (nicht-linearen) Arrangements von Netzwerken und „Clouds“. Dafür müssen ebenfalls Thesen für Organisation und Governance entwickelt werden wie „Netzwerk Governance“.
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Zum Autor
Günther R. Burkert ist Sektionschef i.R. für den Bereich Forschungspolitik der Universitäten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten im Wissenschaftsministerium, lehrte und forschte an den Universitäten Graz, Wien, Passau und nun an der Donau-Universität Krems im Bereich der Digitalen Transformation. Er ist Gründer und Betreiber der Themenplattform www.uniperspective.eu
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