Für ihren Artikel „Mobility Control as State-Making in Civil War: Forcing Exit, Selective Return, and Strategic Laissez-Faire“ in der Zeitschrift Migration Politics erhalten Christiane Fröhlich (GIGA-Institut) und Lea Müller-Funk (Universität für Weiterbildung Krems) den diesjährigen Routledge Area Studies Interdisciplinarity Award. Der vom renommierten Verlag Routledge vergebene Preis honoriert interdisziplinäre Forschungsarbeiten im Bereich der Regionalstudien, die sich durch hohe wissenschaftliche Qualität sowie Praxisrelevanz auszeichnen.
Der prämierte Artikel untersucht, wie staatliche und nicht-staatliche Akteure in Bürgerkriegen versuchen, die Mobilität der Bevölkerung zu kontrollieren und wie sich diese Praktiken auf den Prozess der Staatsbildung auswirken. Er basiert auf Feldforschung in Libyen, Tunesien, Syrien und im Libanon in den Jahren 2018 und 2021.
Die Autorinnen identifizieren drei Mechanismen der Mobilitätskontrolle in Bürgerkriegssituationen: das Erzwingen der Ausreise, eine selektiv gewährte Rückkehr und strategisches „Laissez-faire“. Mit letzterem bezeichnen die beiden Migrationsforscherinnen jene Fälle, in denen die Mobilität zwar de facto uneingeschränkt bleibt, grundlegende andere Rechte jedoch nicht gewährt werden. Der Artikel beleuchtet, wie staatliche Akteure, Rebellen und Milizen diese Mechanismen nutzen, um eine neue (Nach-)Kriegsordnung zu schaffen, in der sich manche Bevölkerungsgruppen frei bewegen dürfen, während die Mobilität anderer, als bedrohlich wahrgenommener Gruppen stark eingeschränkt wird.
Die zwölfköpfige Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Through the combination of knowledge drawn from peace and conflict studies, sociology and political science, the application of a ‘tracing approach’ model, and the collection of data from outstanding fieldwork, they have produced novel understandings of mobility control within civil war settings.“ Das Department für Migration und Globalisierung gratuliert den beiden Forscherinnen sehr herzlich.
