Am 26.02.2025 lud die Plattform für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zum Vortrag des renommierten Tiroler Künstlers Lois Hechenblaikner ein. Seit rund 30 Jahren hält der vielfach ausgezeichnete Fotograf dem alpinen Massentourismus einen schonungslosen Spiegel vor. Mit dem präzisen Blick eines Kulturanthropologen dokumentiert er in seinen Bildern und Fotobüchern die tiefgreifenden Veränderungen der Alpenlandschaft – vom exzessiven Après-Ski bis hin zum ökologischen Raubbau. In seinem Vortrag führte er uns durch seine Werkserien.
In seiner Werkserie „Gletscher Surreal“ zeigte der Künstler unter anderem auf, wie sehr die Werbung für den Tourismus versucht eine nicht mehr existente idyllische und ursprüngliche Vorstellung der Bergwelt zu erhalten und die Wahrnehmung von potenziellen Besucher_innen zu täuschen. Die Täuschungsabsicht zeigt die Ungeniertheit der Wintertourismusbranche auf, die Lois Hechenblaikner etwa durch den Vergleich von Prospekten und Webseiten mit der Realität entlarvte. In diesem Zusammenhang sprach er davon, dass man umso misstrauischer sein muss, je lauter die Werbung ist.
In der Werkserie „Volks Musik“ führte er uns durch die „Geisterbahn des Alpen-Kitsches“ wie Andreas Gottlieb Hempel es formuliert.1 In der Serie nahm der Künstler auf sein fotografisches Vorbild August Sander und dessen Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“2 Bezug. Sander analysierte die Psycho-Physiognomik der Menschen durch seine Bilder. Bestimmte Charaktereigenschaften manifestieren sich demnach in der Physiognomie der Menschen. Den Menschen auf Lois Hechenblaikners Bildern ist die Hoffnung und die Sehnsucht auf heimatliche Idylle und Geborgenheit in der Gemeinschaft anzusehen. Diese wird ihnen allerdings nur vorgegaukelt von einer durch und durch ökonomisierten Volksmusik-Industrie.3
Die Werkserie „Hinter den Bergen“ arbeitet mit Gegenüberstellungen von Fotos aus dem Nachlass des Agraringenieurs Armin Kniely mit Lois Hechenblaikners Fotografien. Armin Knielys Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert sind in Schwarz-Weiß den farbigen Fotos von Lois Hechenblaikner zur Seite gestellt und zeigen das Leben „Hinter den Bergen“ vor zwei oder mehr Generationen. Der Vergleich jeweils zweier Bilder mit formalen Ähnlichkeiten möchte zwar nicht ausdrücken, dass früher alles besser war, aber definitiv zu bedenken geben, dass heute bestimmt nicht alles gut ist.
Neben den Werkserien „Hotelgeheimnisse“, „Phantomidyllen“ und „Après Ski“ zeigte Lois Hechenblaikner außerdem die Werkserien „Intensivstationen“ und „Nüchtern betrachtet“. Beide gehen der exzessiven Berauschung der Erlebnisgesellschaft beim Après-Ski nach. „Intensivstationen“ zeigt die fein säuberlich verlegten Schläuche, die den Alkohol von Räumen im Keller der Stadl nach oben transportieren. Diese Räume mit den wie wissenschaftliche Gerätschaften anmutenden Kabelverbindungen stehen im Kontrast zu den mit Holz vertäfelten Stuben, die heimelig wirken sollen. Erstgenannte schaffen außerdem durch den Alkohol eine direkte Verbindung von einer „Intensivstation“ zur anderen.
1 Andreas Gottlieb Hempel: Ein Trauerspiel: Big Business volkstümliche Musik. Volks_Musik – Fotograf Lois Hechenblaikner. accessed on 7.3.2025
2 Sander August/Keller Gunther/Keller Ulrich: August Sander. Menschen des 20. Jahrhunderts: Portraitphotographien von 1892–1952. München 1994.
3 Hempel Andreas Gottlieb: Ein Trauerspiel: Big Business volkstümliche Musik. Volks_Musik – Fotograf Lois Hechenblaikner. accessed on 7.3.2025.
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