Nach vier Pre-Conferences fand von 27.–29. September 2021 als hybride Veranstaltung die erste Global Transdisciplinarity Conference an der Universität für Weiterbildung Krems statt. International anerkannte Forschende unterschiedlicher Fachrichtungen folgten der Einladung von Dekan Gerald Steiner, diskutierten Wege der Science-Society-Collaboration und stellten aktuelle transdisziplinäre Projekte unter dem Generalthema „Nachhaltige und kohäsive Gesellschaften“ vor.
In seiner Begrüßungsbotschaft hob Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, hervor, dass Österreich zwar ein eher kleines, aber aktives und sichtbares Land in Sachen Innovation und Wissenstransfer in der globalisierten Welt sei. „Gerade die aktuelle Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Transdisziplinarität und globale Zusammenarbeit sind“, so Faßmann. Beide Aspekte, internationale Sichtbarkeit und globale Zusammenarbeit, wurden durch die 1st Global Transdisciplinarity Conference gefördert.
Transdisziplinarität mit vielen Aspekten
In acht Tracks kam es bereits im Rahmen der Pre-Conferences zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Forschungs-, Arbeits- und Interessensgebieten, die von der Kerngruppe der Forschenden vorgeschlagen wurden. Die Themen reichten von wirtschaftlichen Aspekten wie „Unternehmer_innen als treibende Kraft für nachhaltigkeitsbezogene Übergangsprozesse“ über hochschulspezifische wie „Transdisziplinäre Wissensintegration in Hochschuleinrichtungen“ bis hin zu „Transdisziplinarität für einen nachhaltigen Übergang aus systemwissenschaftlicher Sicht“.
Science-Society-Collaboration in Anwendung
Der erste Konferenztag begann mit den Ergebnispräsentationen und Workshops der Tracks „Gerechte nachhaltige Städte: Transdisziplinäre Ansätze für große gesellschaftliche Herausforderungen“, „Transdisziplinarität für einen nachhaltigen Übergang aus systemwissenschaftlicher Sicht“ und „Von der transdisziplinären Forschung zur transdisziplinären Bildung“. Auch Best-Practice-Beispiele für transdisziplinäre Projekte standen am Programm. So wurden Projekte mit Beteiligung der Universität für Weiterbildung Krems wie etwa „Forming a Responsible Use of Digital Data in Transdisciplinary Process“ (DiDaT), der österreichische Biodiversitätsatlas und das „Alpine Forschungszentrum zu Klimawandel und Biodiversität“ ebenso vorgestellt wie aus der Lehre der „Erasmus Mundus Joint Master of Science: Transition, Innovation and Sustainable Environments“ (TISE).
Geschichte, Theorie und Methoden
In „Theorie, Ursprung und Fälle von Science-Society-Collaboration und Wissensintegration“ boten Dr. Roland Scholz (ETH Zürich), Univ.-Prof. Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Wellmer (Präsident der Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien e. V.), Guido Caniglia, PhD PhD (Konrad Lorenz Institut), Dr. Barbara Kieslinger (Zentrum für Soziale Innovation ZSI), Jonathan Tirone (Bloomberg) und Nomi Hrast (University of Maribor) kenntnisreiche Einblicke und Perspektiven auf ausgewählte Aspekte der Transdisziplinarität. Darauf aufbauend vertiefte die folgende Session die Methodologie der Science-Society-Collaboration. Hier referierten Univ.-Prof. DDr. Ortwin Renn (IASS Potsdam), Univ.-Prof. Dr. habil. Heike Köckler (HS Gesundheit Bochum), Univ.-Prof. Mag. DDr. Stefan Thurner (Complexity Science Hub Vienna), Mag. Nicole Hynek und Dipl.-Ing Georg Neubauer, BSc (beide Universität für Weiterbildung Krems) sowie Dr. Jeanette Müller (Universität für angewandte Kunst Wien).
Transdisziplinarität in Leadership und Bildung
Nach Präsentationen aus dem Track „Spirituelles und ethisches Leadership durch Transdisziplinarität“ wurden komplexe, gesellschaftlich relevante Herausforderungen aus transdisziplinärer Perspektive diskutiert. Univ.-Prof. Dr. Mathias Schütz (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Mag. Dr. Klaus Schuch (ZSI), Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr.PH Eva Schernhammer (MedUni Wien), Orsolya Bajer-Molnár, PhD (Konrad Lorenz Institut), Univ.-Prof. Dr. Bernd Marin (Europäisches Bureau für Politikberatung und Sozialforschung Wien), Frank Reyes (American Council for Technology and Industry Advisory), Dr. Maciej Pietrzykowski (Wirtschaftsuniversität Poznań) und Univ.-Ass. Federica Zardo, PhD (Universität Wien) brachten in ihren Beiträgen Facetten aus den unterschiedlichsten Bereichen ein und unterstrichen damit auch die breiten Einsatzmöglichkeiten transdisziplinärer Prozesse.
Das zukunftsgewandte Thema „Transdisziplinäre Bildung für zukünftige Herausforderungen“ wurde von Veronika Deisenrieder, MA und Susanne Kubisch, MSc (beide Universität Innsbruck), Univ.-Prof. Dr. Manfred Laubichler (Arizona State University), Univ.-Prof. Dr. Martin Bertau (Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS), Mag. Kay Mühlmann und Wendy Coones, M.Ed (beide Universität für Weiterbildung Krems) gemeinsam mit Schüler_innen des Projekts „k.i.d.Z.21“ beleuchtet.
Globales Netzwerk
Den Schlusspunkt der 1st Global Transdisciplinarity Conference bildeten „Td Shorts“, in denen kurz Projekte und Methoden präsentiert wurden, unter anderem von zwei Forschenden der Universität für Weiterbildung Krems, Dr. Liliya Satalkina und Ass.-Prof. Mag. Dr. Lukas Zenk, Msc. Der letzte Konferenztag bot auch Gelegenheit zu Austausch und Vernetzung in offenen Arbeitsgruppen, gefolgt von einem Plenum, das die Ergebnisse der Konferenz zusammenführte. Ein greifbares Resultat ist das neugeschaffene „Global Transdisciplinary Network“, das im Rahmen der Konferenz vorgestellt wurde.
Der Organisator der Konferenz, Mag. Dr. Gerald Steiner, Universitätsprofessor für Organisationskommunikation und Innovation sowie Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung, zieht Bilanz: „Unter dem Motto ‚Building bridges not digging trenches‘ ist es Ziel dieser Konferenz, die Besonderheiten und Anwendungschancen von Transdisziplinarität und verschiedenster ‚Science-Society/Practice Collaboration Approaches‘ gerade unter dem Gesichtspunkt komplexer realer gesellschaftlicher Herausforderungen zu analysieren. Dieser Konferenz sind vier online Pre-Conferences über die letzten 14 Monate vorangegangen. Transdisziplinarität baut auf starken Disziplinen sowie interdisziplinärer Wissensintegration auf, geht aber durch die Integration von Wissen der Expert_innen der Gesellschaft bzw. der Praxis als Teil wechselseitiger Lernprozesse über diese hinaus. Im Rahmen dieser dreitägigen Konferenz wurden Best Practice Projekte zu verschiedensten gesellschaftlichen Herausforderungen diskutiert und in vier aufeinander aufbauenden Arbeitssessions zu ‚Theory and origins‘ sowie ‚Methodology‘ von ‚Science-Society Collaboration and Knowledge Integration‘ sowie relevanten komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen und notwendigen transdisziplinärem Bildungs- und Weiterbildungsstrategien einer vertieften Betrachtung zugeführt. Diese Veranstaltung stellt ein Etappenziel einer fortzusetzenden gemeinsamen Reise der Transdisciplinarity Community dar.“
Dem Gedanken der Nachhaltigkeit folgend wurde die Konferenz als Green Event, zertifiziert vom Österreichischen Umweltzeichen, durchgeführt. Rund 150 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, online an der Konferenz teilzunehmen, am Campus Krems waren rund 50 Personen.
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