Der Alltag von Frauen in informellen Siedlungen in Äthiopien und Mosambik steht im Zentrum des Forschungsprojekts „Strengthening Research and Educational Competences of HEIs for Gender sensitive Urban (InfoRmal Settlement) Transformation“ (GIRT). Mit transdisziplinären Methoden soll in vier ausgewählten Städten ein partizipativer Prozess mit lokalen Stakeholdern entwickelt werden, der die Lebensbedingungen von Frauen verbessern soll. Gleichzeitig wird thematisiert, wie eine transformative, wissensgeleitete Kooperation zwischen Gesellschaften und Wissenschaft unter den Rahmenbedingungen des globalen Südens möglich ist.
Das Leben in informellen Siedlungen zeichnet sich durch beengte Wohnverhältnisse, fehlende Infrastruktur wie sanitäre Grundversorgung mit Trinkwasser, Toiletten und Waschräumen sowie ungesicherte Miet- oder Besitzverhältnisse aus. Dennoch muss eine beträchtliche Anzahl von Menschen der unteren Einkommensklassen in diesen Siedlungen leben, was insbesondere für Frauen und Kinder herausfordernd ist. Frauen sind primär für die Haus- und Familienarbeit zuständig, ihnen fehlt oftmals ein ungehinderter Zugang zu Erwerbsmöglichkeiten. Die Handlungsspielräume von Frauen sind häufig auf familiärer, auch gesellschaftlicher und politischer Ebene eingeschränkt.
Das GIRT-Projekt baut auf Erkenntnissen zu informellen Siedlungen auf, welche die Projektmitglieder in bisherigen gemeinsamen Forschungsprojekten gewinnen konnten. Zusammen sollen Bereiche und Vorgehensweisen identifiziert werden, welche zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen in den untersuchten informellen Siedlungen führen können.
Transdisziplinarität im globalen Süden
Im Zuge des Projekts wurde deutlich, dass transdisziplinäre Forschung bisher vorwiegend im Kontext gesellschaftlicher Herausforderungen in westlichen Industrienationen erprobt wird. Daher muss in GIRT erst erarbeitet werden, wie Transdisziplinarität unter den völlig anderen Rahmenbedingungen funktionieren kann, die in vielen Ländern des globalen Südens gegeben sind. „Patentlösungen gibt es nicht. Wir müssen transdisziplinäre Forschung für die jeweilige, afrikanische Lebensrealität konzipieren“, betont Projektleiterin Dipl.-Ing.in Dr.in Tania Berger.
Zur Halbzeit des Projekts GIRT trafen sich die Teamleiter_innen der vier Partneruniversitäten aus Äthiopien und Mosambik im März 2024 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Ababa. Unter der Koordination der Universität Krems entwickelten sie Strategien, um transdisziplinäre Prozesse mit lokalen Akteur_innen in ausgewählten informellen Siedlungen in den vier Projektregionen Addis Abeba, Bahir Dar und Mekelle, Äthiopien, sowie Nampula, Mosambik, zu initiieren. In den beteiligten Partnerregionen fallen diese Rahmenbedingungen zudem nochmals sehr unterschiedlich aus, zumal in einigen davon bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte bzw. immer noch herrscht.
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