Innovationen in der Schlaganfallversorgung haben zu weniger Sterblichkeit in ganz Österreich geführt, trotz deutlicher Unterschiede zwischen den Bundesländern. Damit steigen aber die Herausforderungen an Gesundheitswesen und Pflegesektor.

Kommentar von Maria M. Hofmarcher-Holzhacker

Das Erkennen der Symptome, eine funktionierende Rettungskette und eine schnelle, zeitgemäße Behandlung im Krankenhaus sind unerlässlich für eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit nach Schlaganfällen. Ab dem Jahr 1997 wurden Spezialstationen für Schlaganfallbehandlung, so genannte Stroke-Units, in den Österreichischen Krankenhäusern eingeführt. Für diese muss eine Mindestzahl von SpezialistInnen, PflegerInnen und Betten für SchlaganfallpatientInnen rund um die Uhr bereitstehen, damit eine individuelle, zeitnahe Versorgung gewährleistet ist. Mittlerweile gibt es 39 solcher Stroke-Units in Österreich. Während deren graduellen Einführung zwischen 2000 und 2010 ist die Schlaganfallsterblichkeit doppelt so schnell zurückgegangen, wie zwischen 1990 und 2000[1]. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen Ausgaben pro Kopf für Schlaganfall und sinkender altersstandardisierter Schlaganfallmortalität in Österreich. Weitere Meilensteine in der Schlaganfallbehandlung waren die EU-weite Zulassung der systemischen Thrombolyse im Jahr 2002 und die Weiterentwicklung der mechanischen Thrombektomie.

„Es besteht ein Zusammenhang zwischen Ausgaben pro Kopf für Schlaganfall und sinkender altersstandardisierter Schlaganfallmortalität in Österreich.“

Maria M. Hofmarcher-Holzhacker

Bemühungen zur Prozessoptimierung und technologische Neuerungen konnten sich in Form von Therapieerfolgen bei Schlaganfallpatienten und sinkenden Sterberaten in den Krankenanstalten manifestieren. Zwischen 2001 und 2017 betrug der Rückgang 26,5 Prozent. Allerdings bestehen Unterschiede zwischen den Bundesländern[2]: Gab es 2017 Steiermark 156 Schlaganfalltote pro 100.000 Einwohner über 50, waren es in Tirol nur 99.

Immer mehr Menschen überleben die Krankheit Schlaganfall und andere schwere Erkrankungen.  In diesem Zusammenhang hat das Gesundheitswesen wesentliche Herausforderungen[3]:

  • die Schaffung von Möglichkeiten für alle Menschen, gesund und aktiv zu altern,
  • der notwendige Aus- und Aufbau der ambulanten Versorgung am „Best Point of Service“
  • die ausreichende Sicherstellung personeller Ressourcen und
  • die bessere Abstimmung von Versorgungsplänen und der Finanzierung  zwischen Gesundheit und Pflege.

Die Klammer für diese Herausforderungen ist die Sicherstellung der finanziellen Nachhaltigkeit und der Ausbau der Digitalisierung des Gesundheits- und Pflegesystems.

 

 


[1] Hofmarcher M M, Simon J, Haidinger G (2017): Stroke-units in Austria: incubators for improved health outcomes. in Braithwaite J. et al (Ed) Health Systems Improvement across the Globe: Success Stories from 60 Countries, Taylor & Francis Ltd (16. August 2017)

[2] zerebrovaskuläre Erkrankungen. Berechnung auf Basis der Todesursachenstatistik, die Gestorbene nach Wohnbundesland registriert (Statistik Austria 2018)

[3] Hofmarcher, M.M., Ch. Singhuber (2019). FACT BOOK Krankenanstalten im Bundesländervergleich. HS&I Projektbericht. Projekt mit Unterstützung von Philips Austria. Wien August 2019.

 

BIO:

MMag. Maria M. Hofmarcher-Holzhacker, Ökonomin, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und Public Health an der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Sie ist Direktorin der Denkfabrik HS&I HealthSystemIntelligence und stv. Vorständin der Austrian Health Academy.

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