Die Attraktivität des Begriffs ‚Heimat‘ scheint ungebrochen, sowohl in Werbung als auch im soziologischen und kulturwissenschaftlichen Diskurs, wie die große Zahl an rezenten Publikationen zum Thema zeigt. Alpensagas und Modelldörfer unternimmt eine Besichtigung dieses schillernden Begriffs in seinen literarischen und filmischen Ausformungen und stellt dabei mit den 1970er Jahren ein Jahrzehnt in den Mittelpunkt, in dem maßgebliche Diskurse unserer Zeit bereits verhandelt wurden. Mit seinem zentralen Bezugspunkt – der Alpensaga von Wilhelm Pevny und Peter Turrini – führt der Band vor Augen, dass der Heimatdiskurs stets ein Kampf um gesellschaftspolitische Deutungshoheit war – und ist.
Alpensagas und Modelldörfer erinnert an die Wichtigkeit der Essays Jean Amérys, wirft Schlaglichter auf Werke einiger von der Literaturgeschichte Unbeachteter und bietet – stets über die Grenzen Österreichs hinausblickend – neue Sichtweisen auf filmische Bearbeitungen des Phänomens ‚Heimat‘. Gleich mehrere Beiträge diskutieren den problematischen Begriff der „Anti-Heimatliteratur“, der seit den 1980er Jahren in der Literaturgeschichte unkritisch fortgeschrieben wurde. Damit will der Band beitragen, diese „eher unheimliche Gegend“, als die der Schriftsteller W. G. Sebald einmal das Phänomen Heimat bezeichnet hat, weiter zu erschließen.

Mit Beiträgen von Evelyne Polt-Heinzl, Lukas Brandl, Maria Piok, Helmut Neundlinger, Johanna Öttl, Stefan Winterstein, Stefan Maurer, Fermin Suter, Joachim Dworschak, Andrea Kreuter, Arno Rußegger, Tobias Heinrich, Jürgen Heizmann, Karin Moser.

Wolfgang Straub (Hg.): Alpensagas und Modelldörfer. Heimatbesichtigungen in Literatur und Film. Wien, Innsbruck: Studienverlag 2020 (Archiv der Zeitgenossen, Schriften Band 6). 260 Seiten, kartoniert, ISBN 978-3-7065-6043-6

Weitere Informationen: Studienverlag

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