Am 23. Juni 2013 wurde bekannt, dass er am Flughafen Moskau-Scheremetjewo Asyl in Ecuador beantragt hatte. 21 Asylanträge wurden es insgesamt, darunter auch in Österreich: Heute lebt der US-Whistleblower Edward Snowden in Russland. Der Hintergrund: Während seiner Tätigkeit für den US-Geheimdienst NSA kopierte Snowden Daten, welche die weltweiten Überwachungspraktiken des Geheimdienstes aufdeckten. Als er vom FBI verfolgt wurde, entschloss sich der IT-Spezialist zum Gang an die Öffentlichkeit durch ein Interview, das er der britische Tageszeitung „The Guardian“ gab. Was folgte, war eine filmreife Flucht über Hongkong Richtung Südamerika via Moskau. Im Oktober 2020 erhielt Snowden eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Russland.
Reisepass ist nicht gleich Reisepass. Wohin Menschen reisen dürfen, variiert von Staat zu Staat. Der Henley Passport Index erstellt seit 2006 eine Rangreihe der „mächtigsten“ Reisepässe der Welt. Für das globale Ranking analysiert das Beratungsunternehmen Henley & Partners die Visabestimmungen aller Länder und Territorien der Welt in Bezug auf die Reisefreiheit, die ihre Bürger_innen genießen. Für das erste Quartal 2022 weist der Index die Reisepässe Japans und Singapurs auf Platz eins mit 192 Punkten aus. Österreich liegt auf Platz vier mit 188 Punkten.
Zu migrieren kostet viel Geld. Für eine Passage auf der Mayflower Richtung Neue Welt 1620 mussten Auswandernde 5 Pfund zahlen, umgerechnet rund 1.300 Euro. Für eine Flucht nach Europa im Jahr 2021 fallen bis zu 10.000 Euro an. Das verfügbare Vermögen spielt für die Realisierbarkeit von Migration eine wichtige Rolle, ebenso wie die Frage, auf welchem Weg Geflüchtete Kosten bestreiten können. Hilfsorganisationen setzen mitunter Cash Cards ein. Ebenso wichtig wie ein Passierschein ist damit Geld. Länder wie Malta oder Zypern „verkauften“ sogar Staatsbürgerschaften und damit den EU-Pass für sehr hohe Summen.
Obwohl die britische Monarchin in ihrem langen Leben zahlreiche Reisen durch den Commonwealth und die Welt unternommen hat, ist kein Reisepass auf Elizabeth Alexandra Mary Windsor ausgestellt. Da Queen Elizabeth II. selbst diejenige ist, in deren Namen die britischen Reisepässe ausgestellt werden, benötigt sie selbst keinen, ist der Website des Königshauses zu entnehmen. Für ihre Familienmitglieder hingegen ist der Reisepass erforderlich.
Ein rotes J ist in den Reisepass von Walter Israel Fantl-Brumlik gestempelt, gleich neben dem Hakenkreuz. Sein Vater beantragte 1940 die Befürwortung von Reisepässen für die gesamte Familie zwecks Auswanderung in die USA. Wie schwierig das Verlassen des Deutschen Reiches jüdischen Menschen trotz Pass gemacht wurde, zeigt das hürdenreiche Ausreiseschema. 1944 kam Walter Fantl in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Er überlebte, als Einziger seiner Familie. Seine Dokumente und ein Gürtel, an den er sich als Hoffnungssymbol klammerte, sind im Haus der Geschichte in St. Pölten zu sehen.
2013 erhielt der französische Schauspieler Gérard Depardieu den russischen Pass und eine russische Staatsbürgerschaft. Die Empörung des Franzosen über die Einkommenssteuerpläne seines Geburtslandes – er verlegte zunächst seinen Wohnsitz nach Belgien und kündigte die Abgabe der französischen Staatsbürgerschaft an – griff der russische Präsident Wladimir Putin auf und bot ihm auf einer Pressekonferenz das russische Reisedokument an. Im Jänner 2013 kam Putin der offiziellen Beantragung der Dokumente durch Depardieu mittels Präsidentenerlass nach.
Wer den Staat NSK auf der Landkarte finden möchte, wird vergeblich suchen. Hinter der Idee steht das slowenisches Künstlerkollektiv „Neue Slowenische Kunst“, das sich 1992 in einen Staat ohne Grenzen und Territorium umwandelte. Durch seine Internetpräsenz wurden auch fluchtbereite Menschen auf den Pass aufmerksam. So beantragten in den frühen 2000er Jahren zahlreiche Menschen aus Nigeria die NSK-Staatsbürgerschaft in der Hoffnung auf ein Leben in Europa. In den 1990er Jahren soll es Personen sogar gelungen sein, mit dem NSK-Pass Grenzen erfolgreich zu passieren.
Seit es Reisepässe gibt, wird darin das Merkmal Geschlecht festgehalten. „weiblich“ oder „männlich“ sind Standard. Der Reisepass von Alex Jürgen steht dabei für eine markante Weiterentwicklung: Alex Jürgen erhielt 2018 den ersten österreichischen Reisepass mit dem Geschlechtseintrag X für Trans- oder Intergeschlechtlichkeit. Erkämpft wurde diese dritte Kategorie mit einer Klage 2018 vor dem Verfassungsgerichtshof, der seine Entscheidung mit dem Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention – dem Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens – begründete.
Immer wieder tauchen sie in Medien auf: Kopien eines brasilianischen Reisepasses von Josef Pwag. Hinter dem Namen soll der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un stehen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters und der britischen BBC ist der Pass tatsächlich am 26. Februar 1996 von der brasilianischen Botschaft in Prag mit einer zehnjährigen Gültigkeitsdauer ausgestellt worden. Auch von Familienmitgliedern sind solche brasilianischen Pässe aufgetaucht. Vermutet wird, dass sich der koreanische Diktator eine Fluchtmöglichkeit offen halten wollte.
Bilderbuch Europa. Ein Leben ohne Grenzen: Zur Einführung des Albums „Vernissage My Heart“ zeigte die österreichische Indie-Pop-Band Bilderbuch mit Sänger Maurice Ernst 2019 einen EU-Passport. Herunterladbar auf der dafür geschaffenen Website bilderbucheuropa.love, soll der Pass die Idee eines grenzenlosen Kontinents transportieren. Unter dem Motto „Europa 22“, benannt nach einem Song des Albums, gehe es um ein „Leben ohne Grenzen“ und darum, „Freedom zu verschenken“. Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann oder die damalige deutsche Justizministerin Katarina Barley stellten sich durch Download einen EU-Pass aus. Neben „männlich“ und „weiblich“ gibt es auch die Option „unisex“ als Geschlechtsangabe.