Im Jahr 2024 feiern wir das 70-jährige Jubiläum der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Diese wegweisende Konvention, verabschiedet am 14. Mai 1954, war das erste internationale Abkommen, das sich ausschließlich dem Schutz von Kulturgütern widmete. Sie entstand als Reaktion auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und wurde von der UNESCO-Generalkonferenz ins Leben gerufen. Österreich ratifizierte die Konvention 1964.
Die Konvention schützt bewegliche und unbewegliche Kulturgüter, die für das kulturelle Erbe der Menschheit von großer Bedeutung sind. Sie verbietet die Zerstörung, den Diebstahl und die Plünderung von Kulturgut in Kriegszeiten und fördert präventive Maßnahmen in Friedenszeiten sowie den Respekt vor Kulturgut im Konfliktfall. Kultur wird als wesentlicher Bestandteil der menschlichen Identität und als Quelle der Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten betrachtet.
In den vergangenen sieben Jahrzehnten hat die Haager Konvention maßgeblich zur Bewahrung des kulturellen Erbes beigetragen und wurde von über 130 Staaten ratifiziert. Trotzdem bleibt der Schutz von Kulturgütern in Konfliktsituationen eine große Herausforderung. Die fortwährende Zerstörung von Kulturgut in bewaffneten Konflikten weltweit unterstreicht die anhaltende Relevanz dieser Konvention.
Die UNESCO und ihre Partnerinstitutionen organisierten 2024 zahlreiche Veranstaltungen und Kampagnen, um die bisherigen Erfolge zu würdigen und die Bemühungen um den Schutz von Kulturgütern zu intensivieren.
Das Zentrum für Kulturgüterschutz hat in diesem Jahr, mit der Unterstützung der UNESCO, an bedeutenden Jubiläums-Veranstaltungen teilgenommen und ausgerichtet. Diese Veranstaltungen haben nicht nur die bisherigen Erfolge der Haager Konvention hervorgehoben, sondern auch die immense Bedeutung des Kulturgüterschutzes in der heutigen Zeit betont:
Von 13. bis 15. Mai 2024 fand in Den Haag eine große internationale Festkonferenz unter dem Motto „Cultural Heritage and Peace: Building on 70 Years of The Hague Convention for the Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflict“ statt. Diese Veranstaltung wurde von der UNESCO und den Niederlanden organisiert und bot eine Plattform für den Austausch über die Bedeutung des Kulturgüterschutzes.
Anna Kaiser, Leiterin des Zentrums für Kulturgüterschutz, wurde in ihrer Funktion als Milizoffizierin des Österreichischen Bundesheers zur Konferenz eingeladen. In ihrer Rede hob sie die lebensrettende Bedeutung des Kulturgüterschutzes hervor und betonte dessen weitreichende Auswirkungen sowie die essentielle Rolle in Konfliktzeiten.
Seit 2016 organisiert das Zentrum für Kulturgüterschutz die renommierte Vortragsreihe „Kulturgüterschutz konkret“. 2024 stand diese Reihe ganz im Zeichen des Jubiläumsjahres und wurde als Anniversary Edition an vier Abenden abgehalten. Die Veranstaltungen widmeten sich einer Vielzahl von Themen, darunter humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz im Kontext des Kulturgüterschutzes.
Die Vortragsreihe bot eine exzellente Plattform für Expert_innen und Interessierte, um sich über aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungsansätze auszutauschen. Hochkarätige, internationale Redner_innen aus verschiedenen Disziplinen teilten ihre wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse, wodurch die Teilnehmer_innen tiefgehende Einblicke in die Praxis des Kulturgüterschutzes erhielten. Die lebhaften Diskussionen und inspirierenden Präsentationen verdeutlichten die zentrale Rolle des Kulturgüterschutzes in Krisenzeiten und unterstrichen die dringende Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und Engagements.
Von 23. bis 27. September 2024 veranstaltete das Zentrum für Kulturgüterschutz in Zusammenarbeit mit der Landesverteidigungsakademie und dem Amt für Kultur des Fürstentums Liechtenstein den Cultural Property Protection Course 2024. Unter der Schirmherrschaft des European Security and Defense College (ESDC) bot dieser Kurs internationalen zivilen und militärischen Teilnehmer_innen eine wertvolle Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu vertiefen und sich über die neuesten Entwicklungen im Kulturgüterschutz auszutauschen.
Der diesjährige Kurs stand ganz im Zeichen des 70-jährigen Jubiläums der Haager Konvention und bot eine Plattform für intensiven Dialog und Zusammenarbeit. Die Teilnehmer_innen erhielten praxisnahe Einblicke von interdisziplinären Expert_innen und erprobten in einer authentischen Hands-On-Übung, wie der Schutz von Kulturgütern in Krisenzeiten von unterschiedlichen Akteur_innen effektiv gestaltet werden kann.
Eine weitere bedeutende Veranstaltung war die internationale Konferenz „Cultural Property Protection in the 21st Century: Meeting Requirements across the Forces“, die wir in Kooperation mit der Landesverteidigungsakademie in Wien veranstaltet haben. Diese Konferenz beleuchtete die Herausforderungen und Chancen des Kulturgüterschutzes in militärischen Konflikten.
Expert_innen aus Militär, Wissenschaft und internationalen Organisationen diskutierten über die Rolle des Kulturgüterschutzes innerhalb der militärischen Streitkräfte und die neuesten Entwicklungen und die Rolle neuer Technologien im Kulturgüterschutz. Diese Veranstaltungen unterstreichen die anhaltende Relevanz der Haager Konvention und die Notwendigkeit, Kulturgüter auch in Zeiten bewaffneter Konflikte zu schützen.
Die Haager Konvention von 1954 zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und ihre beiden Zusatzprotokolle bilden den völkerrechtlichen Rahmen zur Abwehr und Minderung schädlicher Einwirkungen auf das Kulturerbe. Durch kontinuierliche Aufklärung, Ausbildung und internationale Kooperationen leistet das Zentrum für Kulturgüterschutz in Zusammenarbeit mit der UNESCO einen wertvollen Beitrag. Die Maßnahmen der Haager Konvention tragen bereits in Friedenszeiten wesentlich zum Kulturgüterschutz bei und sind ein zentrales Element des Studien- und Weiterbildungsprogramms des Zentrums für Kulturgüterschutz.
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