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Arbre généalogique d‘Elisabeth Françoise de Dobbelstein
Die Blutlinie bezeichnet die direkte Linie von Nachkommen eines Stammvaters
oder einer Stammmutter. Der Begriff ist und war in der Tierzucht für die Abstammungslinie
gebräuchlich. Zur Darstellung wurden früher Blutlinientafeln verwendet. Sie sind
Ahnentafeln sehr ähnlich, wie man sie über Jahrhunderte vom Adel als Nachweis der Blutverwandtschaft kennt. Seit Entdeckung der genetischen Grundlagen bzw. der Vererbungslehre durch Mendel wird von Abstammungslinien gesprochen. Die Bedeutung des Bluts in der Frage der Vererbung schwand, jene der Gene war etabliert.
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Vangardist, HIV Heroes Edition
Für die Übertragung von und den Hinweis auf Krankheiten spielt Blut eine wichtige Rolle. Ein starker Konnex entstand zwischen Blut und dem HI-Virus (Aids), da dieser vor allem durch Blut, aber auch andere Körperflüssigkeiten übertragen wird. Als Zeichen für die Ungefährlichkeit des alltäglichen Umgangs mit HIV-positiven Menschen ließ das Magazin „Vangardist“ 2015 seine Sonderausgabe „HIV Heroes Edition“ unter Beimischung von Blut HIV-positiver Menschen zur Druckfarbe herstellen.
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Collection Walter Anton
Wiener Blut, /Wiener Blut! /Eig’ner Saft, /Voller Kraft, /Voller Glut. So beginnt
der Schlusschor der Operette nach Tanzmotiven von Johann Strauß Sohn, „Wiener Blut“.
Der gleichnamige Walzer bestand schon davor. Seine verbindende Eigenschaft
ist im Stück Grund für das Zusammenfinden der handelnden Personen. Der Begriff wurde zum geflügelten Wort und zum Synonym für „blaues Blut“. 1899, im Jahr der Uraufführung, waren die medizinischen Unterschiede des Bluts noch unbekannt. Das AB0-System der Blutgruppen wurde ein Jahr später zufällig von Karl Landsteiner entdeckt.
Die bekannteste, wenngleich unwahrscheinliche Legende über die Entstehung des rot-weiß-roten Wappens Österreichs bezieht sich auf den Babenberger Herzog Leopold V. (1157–1194). Bei der Belagerung von Akkon (1189–1191) soll sein weißes Gewand blutgetränkt gewesen sein, bis auf einen weißen Streifen (die „Binde“) des Schwertgurts. Heinrich VI. soll ihm zur Verewigung seines Heldenmutes das rot-weiß-rote Wappen verliehen haben. Das Gewand soll noch bis ins 16. Jahrhundert aufbewahrt worden und erst während der zweiten Türkenbelagerung verloren gegangen sein.
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Graphische Erzeugnisse F. Reiter (Klagenfurt)
Der Name „Heiligenblut“ geht auf die Legende eines Fläschchens mit dem Blut Christi zurück. Der dänische Prinz Briccius habe es als Schutz vor Raub in seine Wade einwachsen lassen. Das im Leichnam des von einer Lawine verschütteten Prinzen gefundene Fläschchen wird seither in der Pfarrkirche von Heiligenblut aufbewahrt. 1273 spricht man von der ersten Wallfahrt zum „Heiligen Bluet“. Religionen von der Antike bis zum Christentum setzen Blut mit dem Leben gleich. Nach mittelalterlicher Vorstellung wurde dem Blut übernatürliche Kraft zugeschrieben.
Die paläolithischen Höhlenmalereien mit ihren Darstellungen der Jagd wurden mit verschiedenen Farben aus Holzkohle, Rötel oder Ocker gestaltet. Dabei dürfte auch Blut zum Einsatz gekommen sein, vermutlich bei rituellen Amputationen. Blut kommt in der bildenden Kunst bis heute zum Einsatz, von Hermann Nitsch bis zu John Anna, die mit Menstruationsblut malt. In der Medizin ist das Blutbild/Hämogramm ein standardisierter Befund einer Blutprobe und enthält zahlreiche Indikatoren, die den Gesundheitszustand eines Menschen abbilden, vom Hinweis auf Entzündungen bis zu Indizien auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Es war wie so oft in der Forschung ein Zufallsprodukt: die Entdeckung der Blutgruppen. Aufgefallen war Karl Landsteiner (1868–1943) bei seiner Tätigkeit an der Universität Wien im
Jahr 1900, dass Blut verschiedener Herkunft bei Vermischung verklumpt. Die Entdeckung, zunächst nur eine Fußnote, führte durch Landsteiners weitere Forschungen zur Identifizierung der Blutgruppenmerkmale A, B und 0. Den sogenannten Rhesusfaktor beschrieb der Mediziner ebenfalls, jedoch erst im Jahr 1940. Die AB0-Nomenklatur wurde international 1928 eingeführt. Für seine Entdeckung erhielt Landsteiner 1930 den Nobelpreis für Medizin.
Menschliches Blut wird mit der Farbe Rot beschrieben. Tatsächlich hat Blut unterschiedliche Rotschattierungen und kann sogar andere Farben annehmen. Blutplasma erscheint orange bis gelb. Die verschiedenen Rottöne entstehen durch
den Sättigungsgrad mit Sauerstoff. Hoher Sauerstoffgehalt führt zu hellrotem Blut (Arterien), geringer zu dunkelrotem Blut (Venen). Während des Blutkreislaufes – entdeckt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch den britischen Arzt William Harvey – ändert Blut seine Farbe leicht. Beinahe schwarz ist es bei Kontakt mit Säure.
Die Blutrache, aus Italien auch als Vendetta bekannt, ist ein zentrales, in manchen Regionen bis heute ausgeübtes Element archaischer Gewohnheitsrechtsordnungen. Der auf das Alte Testament und den Codex Hammurapi zurückgehende Spruch Aug’ um Aug’ versinnbildlicht das sogenannte Talionsprinzip: Der durch die Strafe entstehende Schaden des Täters soll dem seines Opfers entsprechen. Die Strafe ist in der Regel blutig. Vielfach überstieg die Blutrache jedoch dieses als Ehrenkodex festgehaltene Talionsprinzip und mündete in eine Gewaltspirale.
In der Berichterstattung über Doping im Sport ist eine Methode besonders markant: Blutdoping. Um die Sauerstoffaufnahme des Bluts zu steigern, werden Sportlerinnen und Sportlern Blutkonserven mit Eigenblut transferiert, deren Konzentration an Hämoglobin künstlich erhöht wurde. Der Proteinkomplex bindet in den roten Blutkörperchen den Sauerstoff. Auf diese Weise wird der Körpers ausdauernder. Die Methode ist seit 1988 illegal. Einer der prominentesten Fälle von Blutdoping war Lance Armstrong. Der Radrennprofi, dem nachträglich alle sieben Tour-de-France-Siege aberkannt wurden, betrieb nachgewiesenermaßen Epo-, Kortison-, Testosteron- und Blutdoping.