Sonja Steppan ist Wissenschafterin bei Fresenius Medical Care, Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Bei der Entwicklung neuer Geräte und Medikamente hat die Absolventin der Donau-Universität Krems ihre Berufung gefunden.
Von Christina Badelt
Auf die Frage nach den bisher wichtigsten „Bio-Markern“ ihrer beruflichen Laufbahn, antwortet Sonja Steppan ohne zu zögern: „Ich war schon immer begeisterte Wissenschafterin, daher war mein Weg zur Promotion an der Universität Konstanz im Fach Molekulargenetik im Jahre 1997 sicher einer der wichtigsten Schritte meiner Karriere. Konsequenterweise war ich daraufhin ab 2001 drei Jahre als Postdoc in Berkeley in Kalifornien bei Bayer Biotechnology tätig. Die Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2004 in die forschende pharmazeutische Industrie war ein weiterer wichtiger Meilenstein. 2006 habe ich dann in die Medizintechnik gewechselt, bin aber dort der biomedizinischen Forschung treu geblieben und habe immer an Schnittstellen gearbeitet.“ Das Leben von Dialysepatienten durch Forschung und Entwicklung zu verbessern und in einem Gesundheitskonzern einen wichtigen Beitrag leisten zu können, waren von Beginn an eine wesentliche Motivation für ihre Berufsentscheidung, der zweite Beweggrund war eine Art Nervenkitzel: „Ich brauche immer etwas Neues, in das ich meine Energie investieren kann. Resultate zu erreichen, Erwartungen zu übertreffen, gibt mir einen Kick. Und wenn es dann noch um die Gesundheit von chronisch Kranken geht und deren Verbesserung, gibt es im Grunde für mich keinen besseren Job.“
Im Jahr 2008, damals 37 Jahre alt, war Sonja Steppan auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung und einer Ausbildung, die Wirtschaftsmanagement und Forschung praxisnahe verbindet. Die Antwort fand sie mit dem MBA mit Schwerpunkt Biotech & Pharma Management an der Donau-Universität Krems. „Die Ausrichtung auf diese Industriesparte ist sehr schwer zu finden und stellt meiner Meinung nach auch eines der Alleinstellungsmerkmale der Donau-Universität Krems dar, neben der Möglichkeit, das Studium berufsbegleitend absolvieren zu können. Es war genau das, wonach ich gesucht hatte.“ Vom Studium konnte die Wissenschafterin enorm profitieren, schildert sie: „Es hat meinen Horizont unglaublich erweitert. Einerseits durch zahlreiche hochinteressante Begegnungen mit Dozenten und Kommilitonen, aber auch durch spannende Fallstudien. Ich konnte meine wissenschaftlichen Kenntnisse einbringen und sie mit dem Kontext betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge verknüpfen. Das war fordernd, hat mich aber nachhaltig geprägt.“
Die Sendung mit der Maus
Sonja Steppans Lebensmotto lautet „Geht nicht gibt es nicht“. „Ich bin sehr hartnäckig im Erreichen meiner Ziele und würde mich als humorvollen Menschen beschreiben, der sich selbst und Situationen nicht immer komplett ernst nimmt. Das kann im privaten wie im beruflichen Umfeld sehr hilfreich sein. Ich entdecke gerne Unbekanntes und liebe es, Synergien zu identifizieren.“ Genau das ist auch ihre Tätigkeit als Leiterin der Abteilung Medical Science Liaison & Grant Office in Bad Homburg. „Wir sind das wissenschaftliche Bindeglied von Fresenius Medical Care und der akademischen Welt. Unsere Aufgabe ist es, wissenschaftliche Interaktionen und Kollaborationen unter aktuellen Compliance-Aspekten abzubilden. Die Arbeit macht mir viel Freude, weil ich ein tolles Team hinter mir habe, auf das ich mich jederzeit verlassen kann.“ Der Austausch mit Forschungsinstituten zu aktuellen wissenschaftlichen Themen in der Nephrologie ist schon seit 2006 ihre Leidenschaft, schildert Sonja Steppan. Ihre Herausforderungen sind momentan das Aufsetzen von sogenannten Standard Operation Procedures (SOPs),damit alle Vorgänge richtig unter Compliance-Anforderungen dokumentiert sind und nachvollzogen werden können. Sie selbst beschreibt ihren Job ähnlich wie das Konzept von der Sendung mit der Maus: „Wir fragen uns, wieso, weshalb und warum Vorgänge im Körper so funktionieren und forschen weiter, da uns die Antwort ‚weil das halt so ist‘ nicht reicht.“
Mentorin und Mutter
Sonja Steppan hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, junge Menschen, insbesondere Frauen, in ihrer Karriereplanung zu unterstützen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. „Ich nehme an einem Mentorinnenprogramm teil (Mentoring Hessen, Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft), außerdem haben wir in meiner Abteilung bei Fresenius Medical Care bei den zahlreichen Praktikanten, die wir ausbilden, einen hohen Frauenanteil. Man sagt mir nach, dass ich hier meine eigene kleine Universität betreibe“, erzählt sie lachend.
Die private Herausforderung ist und bleibt, Beruf und Privatleben miteinander zu kombinieren. Der Mutter von zwei Töchtern ist Familienzeit und ein Ausgleich sehr wichtig. „Privat mache ich gerne Yoga und Pilates, um mich wieder zu sammeln. Vom beruflichen Stress schalte ich gerne bei meiner Familie ab, die die Basis von allem ist und mich bei allem immer liebevoll unterstützt. Ich hoffe, ich kann bei meinen Töchtern die gleiche Neugierde für das Leben, die Biomedizin und naturwissenschaftliche Vorgänge wecken und sie sensibel machen für all das Schöne, das es im Leben zu entdecken gibt. Ich wünsche und hoffe, auch für sie Vorbild zu sein.“
Dr. rer. nat. Sonja Steppan, MBA wurde in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium der Molekulargenetik in Konstanz war sie von 2001 bis 2004 Postdoc in Berkeley in Kalifornien/USA bei Bayer Biotechnology. Die Rückkehr nach Deutschland erfolgte im Jahr 2004 in die forschende pharmazeutische Industrie. Von 2008 bis 2011 absolvierte sie den MBA mit Schwerpunkt Biotech & Pharma Management an der Donau-Universität Krems. Seit 2020 ist Sonja Steppan Vice President Medical Science Liaison & Grant Office der Fresenius Medical Care Deutschland GmbH in Bad Homburg.
weitere artikel dieser ausgabe
Tags