Die Liebe zur Medizin wurde Juliane Walter-Herz schon in die Wiege gelegt. Ihren beruflichen Erfolg verdankt sie ihrem persönlichen Engagement und ihrem Anspruch, niemals mit dem Lernen aufzuhören.

Von Ilse Königstetter

 

Ärztin wollte Juliane Walter-Herz schon immer werden. Dachte sie im frühen Jugendalter noch häufiger darüber nach, sich später der Veterinärmedizin zu widmen, entschied sie sich nach der Matura dann doch für ein Studium der Humanmedizin. In der mütterlichen Linie hatte sie zahlreiche Vorbilder: Großmutter, Mutter und drei von Julianes Tanten waren bereits erfolgreich als Medizinerinnen tätig. „Jetzt in der jungen Generation folgen auch die männlichen Nachkommen der Familientradition und studieren Medizin“, berichtet Juliane Walter-Herz. Unter anderem auch ihr jüngerer Sohn.

Geboren wurde Juliane Walter-Herz in Ostberlin. Als sie 14 Jahre alt war, übersiedelte ein Teil der Familie nach Wien, inzwischen leben alle in der österreichischen Hauptstadt. „Ich bin hier im Gymnasium auf der Stubenbastei in die fünfte Klasse eingestiegen, weil dort Russisch angeboten wurde und ich da bereits Vorkenntnisse mitbrachte“, erinnert sich Frau Walter-Herz an ihre schulischen Anfänge in Wien. Im Zuge einer vorwissenschaftlichen Arbeit über die Traumdeutung von Sigmund Freud machte sie damals auch intensiver Bekanntschaft mit dem weiten Land der Seele. Vielleicht ein erster Impuls für den späteren Entschluss, sich dem psychiatrischen Fach zuzuwenden. Nach Abschluss ihres Medizinstudiums an der Universität Wien arbeitete sie als Turnusärztin. Später fielen schließlich endgültig die Würfel und Juliane Walter-Herz begann 2004 mit ihrer Ausbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Otto-Wagner-Spital. Bis 2013 war Juliane Walter-Herz dort als stationsleitende Oberärztin tätig. „2014 wurde dann das Primariat im Sozialpsychiatrischen Ambulatorium Favoriten frei, da mein Vorgänger in den Ruhestand ging“, berichtet die Fachärztin über ihren weiteren Werdegang. Anfang 2015 trat sie die Stelle an und übernahm damit eine Fülle neuer Aufgaben. Juliane Walter-Herz: „Wir versorgen in Favoriten psychiatrische Patientinnen und Patienten – viele von ihnen benötigen eine intensive Betreuung.“ Dabei geht es nicht nur um die psychische und physische Gesundheit, sondern auch um sichere soziale Verhältnisse, zwischenmenschliche Kontakte, eine sinnvolle und erfüllende Alltagsgestaltung, eine berufliche Tätigkeit oder auch spirituelle Bedürfnisse. Deshalb wird neben medizinischer Behandlung auch rehabilitative Hilfe in den Bereichen Wohnen, Tagesstruktur, Beschäftigung sowie Arbeit angeboten. Nicht zu vergessen sind die Angehörigen.

Behandlung immer noch wichtig

Zusätzlich zu diesem komplexen Aufgabenspektrum hat Juliane Walter-Herz nun auch ein rund 20-köpfiges Team zu leiten und zu strukturieren: „Ich behandle zwar nach wie vor auch selbst Patient_innen, denn die operative Arbeit ist mir nach wie vor sehr wichtig, aber die Führungsfunktion ist die zentrale und herausfordernde Arbeit.“ Da erscheint es nachträglich wie eine glückliche Fügung, dass sich Frau Walter-Herz schon einige Zeit vor der Ausschreibung der Primariatsstelle für den Besuch des Lehrgangs Krankenhausleitung an der Universität für Weiterbildung Krems entschieden hatte. Fast zeitgleich mit dem Abschluss trat sie das Primariat im Sozialpsychiatrischen Ambulatorium Favoriten an. „Die Absolvierung dieses Lehrgangs war für mich ungeheuer hilfreich und erleichterte mir den Einstieg in diese Leitungsfunktion ganz enorm.“

„Der Lehrgang verschaffte mir essenzielle Einblicke in viele Arbeitsbereiche des Gesundheitswesens – auch fächerübergreifend.“

2018 kündigte sich im Haus Walter-Herz noch einmal Nachwuchs an. „Obwohl ich die Karenzzeit durchaus genossen habe, wollte ich dennoch gleichzeitig wieder etwas für meine Fortbildung tun“, erzählt die ambitionierte Medizinerin, warum sie im September 2018 an der Universität für Weiterbildung Krems mit dem Lehrgang Healthcare Management startete. Mit den ständig steigenden Anforderungen im Beruf war das für Juliane Walter-Herz ein persönlich relevanter Schritt. Und ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. „Der Lehrgang verschaffte mir essenzielle Einblicke in viele Arbeitsbereiche des Gesundheitswesens – auch fächerübergreifend –, mit denen ich sonst kaum in Berührung gekommen wäre“, berichtet die Fachärztin. Mit Kolleg_innen aus anderen Fachbereichen wurden Herausforderungen, die sich im Alltag stellen können, diskutiert, es ergaben sich Einblicke in andere Strukturen und Lösungsstrategien. Hilfreiche zusätzliche Skills konnte sich Juliane Walter-Herz in den Bereichen Personalentwicklung, Teambuilding, Management, aber auch in juristischen und arbeitsrechtlichen Belangen aneignen. „Der Lehrgang hat meinen Horizont entscheidend erweitert und die vielen neuen Aspekte machen auch den Arbeitsalltag insgesamt wieder viel interessanter.“ Ihre Masterarbeit zum Thema „Wege zur integrierten psychiatrischen Versorgung – von der Idee zur Umsetzung“, eine empirische Untersuchung zur Realisierung eines Pilotprojektes am Beispiel des Psychiatrischen und Psychosomatischen Versorgungsplans Wiens, hat sie im Herbst 2020 abgeschlossen. Besonders stolz ist sie darauf, dass es sich dabei um ein praxisnahes Projekt handelt, das als „Psychiatrischer und Psychosomatischer Versorgungsplan Wien 2030“ in einem Pilotprojekt bereits umgesetzt wird.

„Ohne Unterstützung von Ehemann und Familie wären diese Mammutaufgaben nur schwer zu bewältigen gewesen“, weiß Juliane Walter-Herz. Die Familie, ein herausfordernder Job und ein Studium fordern ihren Tribut. „Das ist schön und anstrengend gleichermaßen“, lacht sie. Dass ihr da kaum Zeit für Hobbys bleibt, liegt auf der Hand. „Wenn es sich ausgeht, lese ich, viel zu selten raffe ich mich zum Laufen auf“, beschreibt sie ihre spärlichen Freizeitaktivitäten.


JULIANE WALTER-HERZ
Primaria Dr.in Juliane Walter- Herz, MSc, geboren in Ostberlin, absolvierte ihr Studium der Medizin an der Universität Wien (Dr.med.). Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. An der Universität für Weiterbildung Krems belegte sie erfolgreich die beiden Weiterbildungsstudien Krankenhausleitung und Healthcare Management. Seit 2015 ist sie Primaria im Sozialpsychiatrischen Ambulatorium Favoriten.

LINK

Artikel dieser Ausgabe

Zum Anfang der Seite