Am besten gelöst werden können komplexe Krisen durch übergreifendes Handeln. Darauf bereitet das neue Master-Studium „Transition, Innovation and Sustainability Environments, MSc“ an der Universität für Weiterbildung Krems vor – durch Forschung und Praxis.
Von Christina Badelt
Klimawandel, Energiekrise, Kriege und wirtschaftlich schwierige Zeiten: Die Gegenwart ist von vielschichtigen und großen Herausforderungen geprägt, die durch sogenannte Polycrises hervorgerufen werden. Komplexe Probleme können jedoch nicht durch einfache disziplinäre Prozesse gelöst werden, sondern müssen ganzheitlich und systemrelevant betrachtet werden. Hier setzt das neue Masterstudium an der Universität für Weiterbildung Krems an. Ob im Public Health-Sektor, im Non-Profit-Bereich oder in großen Wirtschafts- und Industriebetrieben: Gefragt sind Führungskräfte, die einen holistischen Denkansatz verfolgen und auf verschiedene Methoden zurückgreifen können, um komplexe Probleme zu untersuchen und Lösungsorientierungen herauszuarbeiten, schildert Studiengangsleiter Kay Mühlmann: „Diese Entwicklung zeigt den Bedarf auf, in der Forschung vermehrt inter- und transdisziplinär zu denken, um neue Wege zu finden und zu beschreiten. Aus diesem Grund haben wir mit Partnern aus Polen, Irland und Portugal ein Konsortium aufgebaut, um gemeinsam an diesen Herausforderungen zu arbeiten. Jedes Mitglied hat seinen disziplinären Hintergrund und wir in Krems bieten den Überbau aus Systemwissenschaften und Transdisziplinarität.“ Die Studierenden, welche sehr heterogen und international aufgestellt sind – 27 Personen aus 24 Nationen weltweit –, werden in Cultural Studies in Portugal, Sozialwissenschaften in Irland und Wirtschaftswissenschaften in Polen unterrichtet und bekommen dabei Handwerkszeug für Forschung und Entwicklung. Im Rahmen des Studiums werden Forschungsprojekte mit aktuellem Bezug vorgestellt und in interdisziplinären Diskussionen weiterentwickelt.
Das Studium verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, der einen Querschnitt aus System- und Komplexitätswissenschaften, Kultur- und Sozial- sowie Wirtschaftswissenschaften und Technologie vereint. Ziel des Studiums ist es, verschiedene Wissenschaftszweige mit Praxiswissen zu integrieren, um eine multidimensionale Wissensintegration zu gewährleisten. Damit sollen die Absolvent_innen einen möglichst integrativen und holistischen Blick auf komplexe Probleme und deren Wechselwirkungen bekommen. Diese werden mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden untersucht und dem Wissen aus der Praxis integriert, um daraus sozial robuste und machbare Lösungsorientierungen abzuleiten, schildert Kay Mühlmann. „Die Integration folgt in mehreren Schritten. Zuerst gilt es, die Vulnerabilitäten eines komplexen Problems zu identifizieren. Danach werden Stakeholder aus Praxis und Wissenschaft an den Tisch geholt, um gemeinsam sogenannte Guiding Questions für die gemeinsame Forschung zu entwickeln. In einem nächsten Schritt wird an Lösungsorientierungen gearbeitet.“
Ausgebildete „Literate Citizens“ der Zukunft
Wie aber werden die Dynamiken von sozialen Systemen als Ganzes sowie von gekoppelten Systemen durch verschiedene wissenschaftliche Disziplinen erforscht und untersucht? Dazu erklärt der Forscher und Lehrgangsleiter: „Im Rahmen des Transdisciplinary Field Research Trainings werden komplexe gesellschaftliche Herausforderungen bzw. Problematiken an ‚real world problems‘ untersucht und erforscht, um eben daraus diese sozial robusten Lösungsansätze zu entwickeln.“ Themen des ersten Jahrganges sind beispielsweise Resilient cities – including COVID management, Vulnerability of meeting industry, Intelligent systems in providing political information/news, Appification of flight traveling, oder Digitalization and the survival of SME: The role of data analytics and Big Data.
In der Forschung wird dazu ein Mixed-Methods-Ansatz eingesetzt, bestehend aus Systemdynamik, formativer Szenarioanalyse, multikriterieller Analyse, Datenanalyse, didaktischen Methoden, sozialwissenschaftliche Methoden, Interviews und Fokusgruppen, Fragebögen und vielem mehr. Es sei das explizite Ziel des Universitätslehrgangs, zukünftige „Literate Citizens“ heranzubilden und sie mit den Werkzeugen und Kompetenzen auszustatten, die sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen, erklärt Kay Mühlmann. „Außerdem läuft eine Begleitstudie, welche den Fortschritt der Studierenden, aber auch die Karriere der Absolvent_innen und ihre Entwicklung auf persönlicher und professioneller Ebene dokumentiert.“
KAY MÜHLMANN
Mag. Kay Mühlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Forschung am Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement der Universität für Weiterbildung Krems. Er forscht und lehrt u. a. zu komplexen Systemen und leitet den neuen Masterlehrgang „Transition, Innovation and Sustainability Environments, MSc“.
ECKDATEN DES PROJEKTS
Konsortium: Universität für Weiterbildung Krems, Koordinatorin (Österreich), Universidade Nova de Lisboa, UNL (Portugal), Poznan University of Economics and Business, PUEB (Polen), University College Dublin, UCD (Irland)
Assoziierte Partner: Scuola del Design de Politecnico Milano (PoliDesign) (Italien), Zurich University of Applied Sciences (Schweiz), Complexity Science Hub Vienna (Österreich), EURAC Research (Italien), International Institute for Applied Systems Analysis, Athena Research and Innovation Centers for Knowledge and Communication Technologies (Griechenland)
Transition, Innovation and Sustainability Environments ist ein Erasmus Mundus Joint Master of Exellence gefördert durch das Programm Erasmus + der Europäischen Kommission.
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