Seit 2022 ist die Universität Krems Teil eines bedeutenden Netzwerks: der EU Science Diplomacy Alliance. Dieses Netzwerk vereint rund 40 Forschungseinrichtungen und wissenschaftliche Organisationen in Europa. Ziel ist es, die Wissenschaftsdiplomatie auf europäischer und internationaler Ebene zu forcieren und weiterzuentwickeln.

Von Sophie Hanak

Die EU Science Diplomacy Alliance ist eine gemeinsame Initiative, die von den Horizon 2020-Projekten zur Wissenschaftsdiplomatie S4D4C, InsSciDE und EL-CSID ins Leben gerufen wurde, um die Netzwerke, die Wirkung und die Dynamik, die durch die drei Projekte gefestigt wurden, aufrechtzuerhalten und auszubauen. Sie setzt sich dafür ein, den Dialog zur Wissenschaftsdiplomatie innerhalb der EU fortzuführen und neue Chancen zur Weiterentwicklung von Theorie und Praxis zu schaffen.

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Allianz ist die Vernetzung von Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Dies geschieht durch regelmäßige Veranstaltungen, Workshops und Konferenzen.  Dabei werden Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammengeführt, um voneinander zu lernen und Synergien zu schaffen. Die Wissenschaft kann als Brückenbauerin fungieren und den Dialog zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen unterstützen.

"Science Diplomacy ist in den letzten fünf bis zehn Jahren zu einem zentralen Thema geworden, weil Entscheidungen in Wirtschaft, Politik und Gesundheit zunehmend wissenschaftsbasiert sind," erklärt Christina Hainzl, von der Plattform für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Universität für Weiterbildung Krems. "Die Lösungen für die meisten globale Herausforderungen resultieren aus Forschungsergebnissen, die über nationale Grenzen hinausgehen. Oft sind sie das Produkt internationaler Forschungskooperationen."

Drei Säulen der Science Diplomacy

Science Diplomacy lässt sich in drei Bereiche unterteilen. Erstens die Science for Diplomacy: hier fließen die wissenschaftlichen Erkenntnisse in politische Entscheidungsprozesse ein. Zweitens Science in Diplomacy, wo Wissenschaft als politisches Werkzeug genutzt wird. "Ein gutes Beispiel dafür ist die Kairo-Rede von Barack Obama, in der er betonte, dass Wissenschaft eine Brücke zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Ägypten sein kann," erläutert Hainzl. Drittens Diplomacy for Science, wo Diplomatische Beziehungen genutzt werden, um wissenschaftliche Kooperationen zu fördern. Die Forschungskooperation CERN ist hierfür ein anschauliches Beispiel.

Derzeit liegt der Schwerpunkt des Netzwerks auf der Zusammenarbeit mit dem globalen Süden und der akademischen Meinungsfreiheit.

Science Diplomacy und Humanities

Hainzl befasst sich vor allem mit der Verbindung von Science Diplomacy und Kulturwissenschaften. "Gemeinsam mit einem Kollegen von der Freien Universität Brüssel arbeite ich an diesem Thema. Wir teilen beide einen Hintergrund in diesem Bereich und finden es aus außenpolitischer Sicht besonders spannend," sagt sie. Dabei geht es nicht nur um die Restaurierung zerstörten Kulturguts, sondern auch um identitätspolitische Fragen wie etwa: "Welche Rolle nehmen Kulturelles Erbe, Identität und die aktuelle (politische) Kultur ein in den transnationalen wissenschaftlichen Beziehungen?"

Erst kürzlich organisierte Hainzl gemeinsam mit Eric Piaget von der Freien Universität Brüssel eine Diskussion zu Science Diplomacy und kulturellem Erbe im Rahmen der UNESCO Cultural Week in Brüssel. "Wir hatten Vertreter aus dem Kulturgüterschutz und der UNESCO eingeladen, um zu diskutieren wie Wissenschaft und Diplomatie sich verstärkt einbringen können. Als Best Practice Beispiel stellte Prof. Van Balen (KU Leuven) seine Arbeit in Südamerika vor, wo die wissenschaftliche Zusammenarbeit auch zu einem erfolgreichen Einbindung der regionalen Bevölkerung führte, die nun auch wirtschaftlich und kulturell nachhaltig davon profitiert."

Weiterbildung und Herausforderungen


Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung von Kurztrainingsprogrammen. "Wir überlegen, ein Angebot für Menschen aus Diplomatie, Wirtschaft und Studium zu schaffen, um ihnen ein besseres Verständnis für Science Diplomacy zu vermitteln," sagt Hainzl. "Das ist mir persönlich sehr wichtig, denn der Begriff klingt oft so, als ginge es ausschließlich um Diplomatie. Tatsächlich spielen aber auch wirtschaftliche Beziehungen und Kenntnisse anderer Länder eine große Rolle."

Hainzl beschreibt die Herausforderungen ihrer Arbeit: "Die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Diplomatie sollte auf beiden Seiten besser bewältigt werden. Es braucht ein größeres Verständnis für Wissenschaft seitens der Diplomaten und umgekehrt." Zukünftig sei es wichtig, das Bewusstsein in der diplomatischen Gemeinschaft für wissenschaftliche Fragen zu schärfen.

"Für mich ist es eine spannende Aufgabe, diese Brücken zu bauen. Ich nehme an Treffen teil, halte Podiumsdiskussionen und vertrete die Universität Krems in diesem internationalen Netzwerk," resümiert Hainzl. Mit ihrer Arbeit trägt sie dazu bei, dass Wissenschaft und Diplomatie Hand in Hand gehen und gesellschaftlicher Herausforderungen, wie Klimawandel, Gesundheit, Sicherheit und technologische Innovation durch diese Initiative angegangen werden können.

Plattform für Nachhaltige Entwicklung (SDGs)

Die 2023 gegründete Plattform soll die nachhaltige Entwicklung der Universität für Weiterbildung Krems sowie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auf drei Ebenen unterstützen: Forschung und Kooperationen, Lehre sowie die Beteiligung an UniNEtZ, Allianz nachhaltige Universitäten und Climate Change Center Austria, sowie inneruniversitäre nachhaltige Entwicklung durch das Sustainability Office.

www.science-diplomacy.eu

 


CHRISTINA HAINZL

Mag.a Dr.in Christina Hainzl leitet das Research Lab Demogracy and Society in Transition – Plattform für Nachhaltige Entwicklung (SDGs). Christina Hainzl hat Zeitgeschichte, Kunstgeschichte und Politische Kommunikation studiert und war bis 2010 als Kuratorin tätig, u.a. für das Lentos Kunstmuseum.

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